Biographie

BILD GROSS: As time goes by...: 197X - 200X Otto P.Klaus Günter Platzdasch, geboren in Eisenach/Thüringen (DDR) als Sohn des Otto Ludwig Platzdasch (Foto: rechts), den bereits in jungen Jahren der Erste Weltkrieg zum Kriegsversehrten machte. Am 21. Oktober 1957 Umzug aus der DDR in die BRD. Volksschule in Hönebach/Hessen (BRD) an der innerdeutschen Grenze, wo nach dem Roman des einstigen Oberbefehlshabers der NATO-Heeresgruppe Nord der Kalte Krieg 1985 in einen heißen umschlagen sollte (General Sir John Hackett: "The Third Wold War - August 1985", London 1978; dtsch.: »Der Dritte Weltkrieg«, München 1980).

Gymnasiast in Rotenburg/Fulda sowie (Umzug nach Schieder) in Blomberg/Lippe. Pour être dans le mouvement selbstverständlich marxistische Schulung ("angeleitet" von der Oberschülerkommission der Rotzeg, Rote Zelle Germanistik an der Freien Universität Berlin) und Gründung einer SDAJ-Gruppe. Am dortigen städtischen neusprachlichen Gymnasium gab's interessante Mitschüler: Ein Schulkamerad, mit dem ich in Studentenzeiten an der linken Juristenzeitschrift »Demokratie und Recht« mitgearbeitet hatte, wurde Kanzlerkandidat, Außenminister und nun Bundespräsident; ein Klassenkamerad ging nach dem Abitur zur Bundeswehr, wurde General, war erster ISAF-Kommandeur in Kabul, dann Kommandeur des Ausbildungskommandos Heer in der General-Olbricht-Kaserne in Leipzig-Gohlis.

Während und nach der Schulzeit Vorstandstätigkeit im Dachverband Landesjugendpresse Nordrhein-Westfalen in Bonn (LJP NRW; dort allabendlich in der legendären Schumann-Klause, Vorgängerin der StäV, wo Ulrich Wickert Kölsch zapfte und trank) und Soldat in zwei deutschen Armeen (Grundwehrdienst der Bw und agenturischer Mitarbeiter der NVA).

Zur NVA-Militäraufklärung Anfang der siebziger Jahre gestoßen, als in der BRD-Linken zur Gewaltfrage diskutiert wurde, Vietnam noch im nationalen Befreiungskampf gegen die US-Armee stand, als sogar in Europa (Griechenland, Portugal, Spanien) von den USA unterstützte Diktatoren herrschten und als rechte Militärs unter General Pinochet in Chile gegen den in freien Wahlen an die Macht gekommenen Staatspräsidenten Salvador Allende, nicht zuletzt mit Hilfe von US-Politikern & CIA, putschten (vom DDR-Dienst hingegen wurde Allende vor dem Putsch gewarnt und die NVA schulte während der Pinochet-Diktatur 21 chilenische Kommunisten militärisch).

Nach dem Putsch in Chile sang der DDR-Dissident Wolf Biermann: »Die Macht kommt aus den Fäusten, nicht nur aus dem guten Gesicht, aus Mündungen kommt die Macht ja, und nur aus den Mündern nicht.« Und es gab viele US-Militäreinrichtungen bei meinem Studienort. Ausstieg aus der Militäraufklärung Jahre vor dem Untergang der DDR wegen Differenzen über die Außenpolitik des Warschauer Paktes (in MfS-Planung war noch 1989 meine Festnahme bei Benutzung der Transitwege vorgeschlagen worden).

Bis Anfang 1977 in der DKP als Eurokommunist engagiert gewesen. Zu den Kontroversen damals um mich, den AWA (Christoph Kievenheims Arbeitskreis westeuropäische Arbeiterbewegung) und andere Protagonisten (von Detlev Peukert, Michael Zimmermann, Mathias Garte, Klaus Riepe, Jutta Kolkenbrock-Netz über Peter Schöttler und Robert Farle bis Louis Althusser) hier öffentliches (FAZ) und (DKP-)internes Material. Mein Parteiausschluß erfolgte nach Veröffentlichungen über Stalinismus in DKP und SED sowie nach Protesten gegen die Ausbürgerung Wolf Biermann aus der DDR, dessen erstes Konzert nach jahrelangem DDR-Auftrittsverbot in Köln Ende 1976 ich besucht hatte. Ein Autogramm des inzwischen heiliggesprochenen Bundeskanzlers Helmut Schmidt (Foto links) hatte für uns damals keinerlei Sammlerwert, sondern war Anlaß für Bundestagswahl-Frozzeleien. Mein Parteiauschluß durch westdeutsche Kommunisten erfolgte etwa zu der Zeit, als die spätere DDR-Bürgerrechtlerin Vera Lengsfeld in die SED drängelte, der sie bis Oktober 1983 angehörte; sehr klarsichtig hingegen seinerzeit in Westdeutschland die maoistische KPD (AO), aus deren Milieu hervorragende Intellektuelle stammen, von Willi Jasper über Helmut Lethen, Alexander von Plato und Karl Schlögel bis Bernd Ziesemer. Vom 1. Mai 1983 bis 2005 Mitglied der ältesten deutschen Partei, der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (16. Oktober 1992 Vertreter der SPD Jena im Berliner Rathaus Schöneberg zur Aufbahrung Willy Brandts (Willy Brandt, Günter Grass, Horst Ehmke und Klaus von Dohnanyi in Pressekonferenz mit uns Schülerzeitungsredakteuren 1972); leider zogen zu wenige die Lehren aus dem 9. November 1989). Inzwischen parteilos.

Studium von Philosophie, Rechts- und Politikwissenschaft an der Philipps-Universität in Marburg/Lahn, beeinflußt vom einst aus Jena in den Westen geflüchteten Wolfgang Abendroth sowie ius et iocus (vulgo: jus mit jux), später in Frankfurt/M. (dort an der Goethe-Universität juristisches Staatsexamen).

BILD GROSS
Im Ministerium für Staatssicherheit, an Erich Mielkes Schreibtisch, vor leerem Panzerschrank...

Ausflüge ins Juristische wechselten mit journalistischer Tätigkeit (Themenschwerpunkt vor 1989: Deutschlandpolitik ); zeitweise freiberuflich. U.a. Mitarbeiter einiger Bundestagsabgeordneter.

Beteiligt an Debatten zur nationalen Frage (ein Extrathema: Linke und Nation) als die deutsche Frage vor 1989 bei den Meinungsführern ad acta gelegt war (Friedensbewegung-Artikel).

Seit der Wiedervereinigung unterwegs zwischen Frankfurt/M und Berlin, inzwischen aus beruflichen und privaten Gründen wohn-, aber nicht seßhaft in Jena. Hier nicht nur Erinnerungen an den Sänger Wolf Biermann entdeckt, sondern auch an SED-ZK-Mitglied und Carl-Zeiss-"General" Wolfgang Biermann in die Hände gekriegt.

Mitte der neunziger Jahre Akteneinsicht beim Bundesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik, die mir in der Kategorie »Betroffener« (sog. Opferakten-Einsicht) gewährt wurde.

Ehrenamtliche, staatliche Tätigkeiten: Ab 1989 als Stadtbezirksvorsteher in Bockenheim einige Jahre Ehrenbeamter der Stadt Frankfurt am Main; 2004 Wahl zum ehrenamtlichen Richter am Amtsgericht Jena; seit 2009 Mitglied im Ortsteilrat Jena-Winzerla. Seit Mai 2018 außerdem Patientenschauspieler am Universitätsklinikum Jena.



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(neben Beiträgen des Ex-SDSlers Frank Böckelmann, des Ex-DKP-Parteivorstandsmitglieds Peter Schütt, des Ex-SED-Mitglieds Vera Lengsfeld und des österreichisch-linken Urgesteins Günther Nenning) in dem 1998 erschienen Buchbeitrag "Schwierigkeiten beim Landesverrat im geteilten Deutschland"

Über meine Tätigkeit als Militäraufklärer informiert die 2006 als Buch erschienene Dissertation des Politikwissenschaftlers Bodo Wegmann "Die Militäraufklärung der NVA"...

»Mit dem Gefühl, für vieles geeignet zu sein, muß ich heute feststellen, daß ich für nichts gebraucht werde.«
Uwe Koch, in den Siebzigern mein LJP-Vorstandskollege und DKP-Genosse, desillusioniert 1985 in dem mit Georg Heinzen verfaßten Buch »Von der Nutzlosigkeit erwachsen zu werden«

Wir gelangen nur selten anders als durch Extreme zur Wahrheit - wir müssen den Irrtum... zuvor erschöpfen, ehe wir zu dem schönen Ziele der ruhigen Weisheit gelangen.
SCHILLER, Philosophische Briefe - Vorerinnerung

Weißt du, mein Freund Timon pflegt zu sagen: Du mußt deinen Hintern in die Vergangenheit bringen. - Nein, nein! Es heißt, man muß seine Vergangenheit hinter sich bringen.
MECCHI/ROBERTS, Der König der Löwen, USA 1994

Nun aber geht es weise, geht bedächtig. / Der Erdenkreis ist mir genug bekannt, / Nach drüben ist die Aussicht uns verrannt; / Tor, wer dorthin die Augen blinzelnd richtet, / Sich über Wolken seinesgleichen dichtet!
GOETHE, Faust

Man sagt gewissen Landsleuten nach, daß, ehe sie ihre Landsmannschaft nennen, sie ein Entschuldigungscompliment vorbringen, daß sie Die seien, die sie sind. Unser Autor wird das für niederträchtig halten; wenn es indeß gegen stolze Nationalverwandte gesagt würde, so möchte hinter dieser Demuth ein Spott liegen, dem ich fast beiträte. Unter alles Stolzen halte ich den Nationalstolzen sowie den geburts- und Adelstolzen für den größten Narren.
HERDER, Briefe zur Beförderung der Humanität

Zur Vergangenheitsbewältigung die Rede an die deutsche Nation von einem Österreicher, meine Anmerkungen zu Wadenbeißern von links sowie Bernhard Schlinks Vortrag über Die Kultur des Denunziatorischen.